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Detdiar sidj as noch ei efterluket wurden.

[Automaatisk auerdraanj]

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folglich muss aus westgerm. *käsia zunächst *ceasia geworden sein,
hieraus erst die umgelautete Form ciese. Dieselbe Zeitbestimmung
ergiebt ein andrer Gesichtspunkt: Das aengl. se, welches für germ. e
steht, wird von der Diphthongierung betroffen, nicht aber das-
jenige se, welches i-Umlaut von ä aus germ. ai ist. Es bleibt also
das se z. B. von gsed „er geht" unverändert. Folglich kann in letzterm
Falle zur Zeit der Diphthongierung noch kein se bestanden haben, auch
nicht einmal der zwischen ai und a& etwa mögliche Mittellaut sei, see;
denn auch dieses se hätte sonst diphthongiert werden müssen. Es
folgt also, dass zur Zeit unsres Gesetzes ai noch gar nicht umgelautet
gewesen sein kann, sei es nun, dass es damals schon ä oder noch
ai lautete. Aengl. gaed lautete also noch *yäöi oder *yaiöi, als die
Diphthongierung eintrat, und wir kommen damit für die Zeitbestimmung
der letztern in eine Zeit hinauf, die wir noch als westgerm. zu be-
zeichnen pflegen; denn das auslautende i von *yaiöi fiel bereits
gemeinwestgermanisch ab. Vgl. Sievers, Paul und Braune, Beitr. IX,
206 f. und Brate, daselbst X, 24 f. Um so merkwürdiger ist es, dass
das A.-F. grade in dem einen Beispiel mit dem Westsächs. überein-
stimmt, welches vorläufig nur als eine Ausnahme von der Regel
betrachtet werden kann, dass der i-Umlaut von germ. ai keine Diph-
thongierung erfährt: „Die Scheide", germ. *skaiöio, heisst nämlich
ws. skead, und auf dieselbe Grundform geht a. s'üses, f. s'üeö,
s'ües zurück. Die Beispiele für germ. a weisen a.-f.-h.-s. auf ad
zurück, vor welchem sk erhalten ist, z. B. a.-f. sgel Schale = ws.
scealu; . hieraus ist also nicht zu entnehmen, ob eine Diphthon-
gierung stattgefunden hat. Der i-Umlaut dieses se ist aber s. e, h.
e (e), a.-f. in offner Silbe e, in geschlossner a, mithin nach § 8 C, 1
ursprünglich i, z. B. — ich führe der Einfachheit wegen nur die a.-f.
Beispiele an — sgal Schale, sedl Kessel = ws. sciell, cietel. Bei-
spiele für ingw. äe sind a.-f. jüer Jahr, s'üer Scheere — helg. freilich
skiär aus *sker — ; das s' von s'üer ist altes sj aus skj, beweist
also (vgl. oben 4) eine Grundform * skiär. Hierher gehören auch die
Fälle, in welchen das aus germ. a diphthongierte ea vor r -f- stimmh.
Kons, gedehnt worden ist, z. B. a.-f. jüern Garn, h. juärn, s. Jörn =
ws. gearn; hier beweist das j ein altes iä; denn vor ä steht g*).
Das einzige mir bekannte Beispiel für den i-Umlaut ist ws. ciese
Käse. Man sollte, wie einem ws. ie a.-f.-h.-s. ursprgl. i entspricht,
hier i für ws. ie erwarten; doch a.-f. sez weist auf ursprgl. *kise mit
kurzem i hin, helg. siz dagegen auf *kise. Beispiele für die Diph-
thongierung eines germ. e sind a.-f. jiv geben, jil Geld, gelten, jin
gegen, jistr gestern; das i geht zunächst auf langes i zurück; dies
aber ist aus i erst durch den Einfluss des voraufgehenden j entstanden.
Also i entspricht ws. ie in Beispielen wie giefan**).

  • ) a.-f. güerd Garten, h. guäd wirddän. gaard entlehnt sein; Lathgaarth

1360 auf Föhr (Michelsen, Nordfriesland im Mittelalter, .S. 193).

    • ) Wenn ich auf Grund dieser hervorragend alten Übereinstimmung des A.-F.-

H.-S. mit dem Westsächs. beide Sprachen in eine besonders nahe Beziehung zu