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[Automaatisk auerdraanj]

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III. Die amringiseh-föhringisehen Mundarten.

§ 10. Das Amringisch-Föhringische ist keine ganz einheitliche
Sprache, sondern besteht aus den verschiednen Mundarten der ein-
zelnen Dörfer. Dem genauen Beobachter zeigen sich von jedem Dorfe
zum andern bereits Unterschiede, und seien dieselben auch noch so
geringfügig; sie erstrecken sich auf alle Gebiete der Sprache, auf
Mundstellung, Lautgesetze, Analogiebildungen, Syntax, Stilistik, Fremd-
wörter.

Im Allgemeinen aber kann man wenigstens von zwei innerhalb
ihres Gebiets einheitlichen Mundarten sprechen: der amringischen
und wehsdringischen. Erstre wird gesprochen in Sdisenöd: Stenodde,
bi Sftz (im Süden): Sösärap: Süddorf, Nebel: Nebel, bi Nüad (im
Norden): Nörsärap: Norddorf, letztrein Ödersem: Utersum, Dunöem:
Gross- und Klein-Dunsum,_01ersem: Oldsum, Klantem: Klintum,
Taftem: Toftum, Sölerän': Süderende und in Hedehüzem: Hede-
husum, wiewohl in der Mundart des letztern Dorfs sich schon aosdrin-
gische Einflüsse geltend machen. Die wehsdringische Mundart hält
die Mitte zwischen der amringischen und aosdringischen, hat mit
erstrer eine Reihe ältrer, mit letztrer eine Reihe neuerer Lautgesetze
gemeinsam, derart, dass man heute von einer föhringischen Mundart
gegenüber der amringischen spricht, früher es aber nur eine östliche
und eine Amrum mit einbegreifende westliche Mundart gab.

Die Mundart des östlichen Föhr ist keine einheitliche. Zunächst
sind die östlichsten Dörfer Büelaysem: Boldixum und Vrseksem:
Wrixum auszuscheiden, welche eine Mundart für sich haben. Das
übrige Aosd ringisch zerfällt in eine südwestliche und eine nordöst-
liche Hälfte. Vizem: Witsum, BoraY sem: Borgsum und Güetiß:
Goting müssen zusammengefasst werden, wiewohl in jedem Dorf etwas

einander setze, so kann ich diese Behauptung durch 2 geschichtliche Zeug-
nisse stützen. Ptolemaios kennt die Sa^ovs; nicht nur in Holstein; er kennt als
sächsisch auch drei Inseln an der Eibmündung. [Vgl. Niederdtsch. Jahrbuch XII,
S. 33.] Dass mit einer dieser Inseln Helgoland gemeint ist, kann nicht
zweifelhaft
sein. Für die beiden andern Inseln können von den heute bestehenden Inseln nur
Amrum, Föhr und Sild in Betracht kommen; denn die heutigen nordfriesischen
Inseln waren im 13. Jhdt. nachweislich noch Festland; Föhr und Amrum bildeten
ehemals nur eine Insel. Diese Inselgruppe war also nach Ptolemaios von Saxen
bewohnt. Wir haben damit für die beiden nächstverwanten Mundarten in England
und Deutschland denselben Namen Saxen gewonnen. Das zweite Zeugnis bietet
Nennius § 63. Er erzählt zum Jahre 627 von der Taufe einer englischen Völker-
schaft, die er nennt „omne genus Ambronum, id est Aldsaxonum". Der Gau Ammeri
an der linken Unterweser wird für diese Ambrones kaum in Betracht kommen,
folglich wohl die Insel Amrum, als deren ältster Name Ambrum 1231 überliefert
ist.
Also dürfen wir schliessen, dass jene englischen Ambrones aus Amrum eingewandert
waren, und dass die Bewohner von Amrum als Sachsen galten. Vgl. Möller, Das
altengl. Volksepos, S. 91 und 89. Ich nehme daher an, dass die Sildringen, Hel-
golander und Amring-Föhringen Nachkommen desselben Volkes sind wie die Sachsen
in England und schlage als gemeinsame Bezeichnung des A.-F.-H.-S. den Ausdruck
„nordsächsisch" vor.