[Automaatisk auerdraanj]
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wohl noch ihr n'iblemb&rferi» sprechen. Das Nieblumer Platt tragt
daher die Spuren des vormaligen Föhringischen viel deutlicher als
das Wyker und erfreut sich nicht grade des besten Rufs im Lande.
Weitres s. Niederdeutsches Jahrbuch XII, S. 125 — 129. Während
die Einwandrung der Halligfriesen bis auf den heutigen Tag fort-
dauert, kam der zweite Strom fremder Einwandrer zu Ausgang des
vorigen Jahrhunderts. Die Landeinteilung 1772 — 1776 für Oster-
landföhr, 1801- s -1802 für Westerlandföhr, wandelte das Gemeindeland
in Sondereigentum um und machte daher mehr Kräfte zur Bearbeitung
des Bodens notwendig, um so mehr als die föhringischen Frauen — die
Männer waren alle zur See — bis dahin allein das Feld bestellt
hatten. So kam eine Masse von Arbeitern aus Jütland und Nord-
schleswig herüber, um sich auf Föhr anzusiedeln. Die Einwandrung
der „Dänischen" hat jetzt nachgelassen. Dafür erfolgt in den letzten
Jährzehnten ein sehr starker Zuzug von Halligfriesen, besonders seit
der Sturmflut von 1825, aber auch von Festlandsfriesen, Bredstedtern
und Husumern. Die „Friesischen" sprechen untereinander friesisch,
wie die Juten jütisch, mit den Föhringen aber und zu ihren Kindern
plattdeutsch. Jedoch auf Westerlandföhr bedienen sich die Kinder aus
friesischer und jütischer Ehe im Verkehr mit den Föhringen ausschliesslich
( der föhringischen Sprache. Die ganze Fremdeneinwandrung erstreckt
sich vornehmlich auf Osterlandföhr. Bei weitem die Mehrzahl aller auf
Föhr plattdeutsch Sprechenden ist fremden Ursprungs; in Oevenum,
Midlum und Alkersum besteht wohl nahezu ein Drittel der Einwohner-
schaft aus Nicht-Föhringen. Wie das Föhringische das Plattdeutsche be-
einflusst hat, so wird in viel höherm Grade erstres durch letztres be-
einflusst. Nicht nur, dass eine Anzahl plattdeutscher Worte von Osten
her in das Föhringische eindringen, auch die Aussprache der einzelnen
Laute, die Syntax büsst in dem östlichen Föhr in Folge der Zweisprachigkeit
von Jahr zu Jahr immer mehr von ihren altföhringischen Eigentümlich-
keiten ein. Die Sprache von Westerlandföhr und Amrum ist rein. Nur
wenige deutsche Wörter haben hier in neuster Zeit Eingang gefunden.
Die hochdeutsche Schriftsprache, wiewohl heute die einzige amt-
liche Sprache, hat nicht viel Eingang gefunden. Verstanden wird
hochdeutsch jetzt überall. Geläufig sprechen können es aber, wenigstens
auf Westerlandföhr und Amrum fast nur die Männer, welche in der
Welt gewesen sind. Die Frauen antworten, hier auf hoch- wie platt-
deutsche Frage föhringisch und amringisch und bequemen sich erst
dann dazu, ihre hochdeutschen Schulerinnrungen wieder wach zu
rufen, wenn anders keine Verständigung möglich ist; denn hoch-
deutsch zu sprechen ist ihnen gradezu eine Anstrengung. Doch
verstehn sie und sprechen das auf der Schule erlernte Hochdeutsch
noch besser als plattdeutsch, welches den Wehsdringen fast unbekannt
ist. Sie sprechen sogar, wenn sie nach dem rein plattdeutschen
Wyk kommen, ihr föhringisch, und vielen altern Frauen ist es
gradezu unmöglich, deutsch zu sprechen, wenn sie es auch so einiger-
maassen verstehn.