Dünenhalm grade wie wir, hielt auch ihre Kinder an-
zur Theilnahme an ihren Arbeiten und erzählte ihnen
Abends bei der Thranlampe von dem, was von Alters
her Gott und was die Menschen gethan, so wie wir ja
auch eigentlich nur von Solchem sprechen sollten, um
weiser und besser zu werden. Ja Gott stärke uns ! —
Ihre Tochter wuchs denn auch an ihrer Seite auf wie
ein junges Reis aus der Wurzel eines edeln Stammes,
wurde immer mehr das Ebenbild der Mutter. Der Sohn
aber war, wie es schien, ein wilder Zweig, war ein
schläfriger, träger und entweder nichts thuender oder
nach dem eigenen Kopfe sich beschäftigender Junge, mit
dem die Mutter nichts Rechtes und Gutes anfangen
konnte, ohne, daß er sich ihr widersezte, oder dabei ein-
schlief. Schickte sie ihn nach der Kuh. oder nach den
Schafen, so mußte sie nach einigen Stunden gewöhnlich
selber ins Feld gehen, um ihn zu suchen und sehr oft fand
sie ihn alsdann am Strande oder an einer Pfütze, sich
aus kleinen Holzstücken Schiffe zurechtschnitzend und sie
ins Wasser schiebend. Wollte sie ihn durch Ermahnun-
gen, durch Belehrungen oder durch Erzählungen zum
Guten leiten, ſo schlief er ihr ein. Wollte sie ihn strafen,
so widerſetzte er sich ihr ſogar. Sie hatte daher vielen
Kummer über ihren Sohn, und man nannte ihn auf
ganz Hörnum seiner Trägheit wegen Jacob Leiert oder
Jacob Lungsem ; Keiner aber zweifelte, daß er ein Nichts-
nütz werden würde. Er sprach selten und lachte niemals,
trieb gewöhnlich müssig und für sich allein in den Dü-
nen oder am Strande umher oder lag irgendwo und
schlief oder gaffte gedankenlos den Himmel oder das
Meer an. So wuchs er heran und mit seinen Kräften
wuchsen auch seine übeln Eigenschaften. Selbst der da-
Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/34
Detdiar sidj as efterluket wurden.