werde ihr gute Menschen zusenden, die sich ihrer erbar-
men und sie in ihren letzten Tagen versorgen würden.
Allein Gottes Wege sind nicht unſere Wege ; was ſie
gehofft hatte, geschah nicht. Wohl aber fand sich die
kleine weiße Katze, welche unterdeß groß und dick ge-
worden war, wieder in ihrem Hause ein, schmeichelte
ihr und streichelte sie und wich nicht mehr von ihrer
Seite, wie oft sie dieselbe auch zu verscheuchen ſuchte.
Nur wenn es Nacht wurde, die Alte zu Bette gegangen
war und schlief, schlich sich die Katze weg, fing Vögel
und Fische und trug diese der Wittwe ins Haus ; bis-
weilen schleppte sie auch Eier, die sie den Vögeln aus
den Nestern und selbst Hasen, die ſie den Jägern aus
den Schlingen genommen hatte, herbei. Auf solche
Weise ernährte das kluge und mitleidige Thier die alte,
fromme Wittwe im Wardünthale mehrere Jahre.
Diese erkannte darin eine Fügung Gottes und dankte
dem himmlischen Vater nun alle Tage für seine Gnade.
Die Jäger und Fischer aber waren neidisch und erbittert
auf die Katze, lauerten ihr auf und fingen sie zuletzt in
einer Schlinge. Da wollte zum zweiten Male die Alte
verzagen ; jedoch barmherzige Rantumer fanden sie eines
Tages halb verhungert und verpflegten sie nun bis zu
ihrem Tode."
Es entſtand jetzt wieder eine Pause in der Unter-
haltung, die von Mei Aanken zuerst unterbrochen wurde. —
"Aa watt en Gruul!“ — begann sie — „Jch bin
noch so entstellt über den Tod der armen Ellen, daß ich
von dem, was später erzählt wurde, nichts gehört habe.“
"Da habt ihr auch nichts verloren“ — entgegnete
Maiken — ; "denn was Inken von der Katze erzählte,
soll ganz anders verstanden werden. Inken's Kinder
Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/37
Detdiar sidj as efterluket wurden.