schwindenden Horizont der Vergangenheit, der Vor-
welt, der Geschichte der Völker: vor mir den fernen
Horizont einer nordischen Sommernacht, in welcher
die erlöschende Abendröte hinüber leuchtet in das
erwachende Morgenrot der Zukunft: die Morgen-
dämmerung der Auferstehung des Menschen-
geschlechts. Auf diesem Standpunkte erkenne ich also
die Menschheit als ein Ganzes, bestehend aus
Nationen; Nationen, bestehend aus Volksstämmen,
unter sich verwandt durch Eigentümlichkeiten, welche
unzerstörbar sind, indem sie unauslöschlich fort-
bestehen in den Völkern der Gegenwart, wie wir
sie bezeichnet finden in den ältesten Urkunden der
Geschichte.
Ich erkenne die Entwickelung der Menschheit
nur möglich auf der Basis des Volkstums;
durch Vereinigung verwandter Volksstämme als
Volk, während die Völker einander die Hand reichen
mögen zum gemeinschaftlichen Kampf gegen Will-
kür und Tyrannei, zur Befreiung des menschen-
geschlechts, im Geiste der Humanität. Der Geist,
der die Menschheit durchströmet, offenbaret sich als
aufwärtsstrebende Kraft, und als solche ist Be-
wegung die Bedingung aller Entwickelung. Un-
bewegte Kraft ist keine Kraft. Absolute Ruhe,
Stillstand, wie der Despotismus ihn zu bezwecken
sucht, führen zu Fäulnis, zu Verwesung, sogar zu
"Reichsverwesung". — Die Menschheit schreitet
nur vorwärts durch Kraft-Anstrengung, durch
Kampf. Nur durch Kraft-Anstrengung zerreißen
wir Fesseln. Ohne Kampf gelangte noch kein Volk
auf Erden zur Freiheit!
Die Geschichte der Menschheit schreibt sich selbst
— von Periode zu Periode in erhabenen, großen
Zügen — aber sie schreibt mit roter Tinte — mit
Seite:Kuehl Harro Harring.djvu/181
Detdiar sidj as efterluket wurden.
173