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Gräuel der Despotismus des letzten Jahrhunderts
zu überbieten suchte durch die Gewaltherrschaft
„von Gottes Gnaden“.
Die Verfolgungen der letzten Jahrzehnte, die
Verfolgungen der Gläubigen, welche da ausharrten
im Glauben an die Auferstehung des Menschen-
geschlechts, übertreffen alle Gräuel der Inquisition
früherer Jahrhunderte.
Ich rede von dem System eines Metternich,
eines Kaisers aller Reußen, eins Louis
Philipp; ich rede von der politischen Hypokrisie
eines Königs von Sardinien, wie von dem Ge-
fängnis-System eines Königs von Preußen — dem
heiligen Begründer einer Königlich privilegierten
Kirche.
Seitdem aber die Kirche Staat geworden, ward
Vaterlandsliebe Religion! Und wir haben sie
vertreten, diese Religion der Vaterlandsliebe, der
Humanität, wir, als Männer herangebildete Jüng-
linge des gefesselten Europas!
So lag die Menschheit abermals im Staube.
Der Mensch, erlöset im Geiste des Nazareners, er-
löset durch die Lehre der Liebe, der Gleichheit, der
Gerechtigkeit, war abermals ein Sklave geworden
erlogener Satzungen! Die Idee der Gottheit in der
Menschheit war abermals erloschen.
Und es ward ein Mittelding ersonnen, Kirche
und Staat fernerhin zu vereinigen, eine sogenannte
rechte Mitte zwischen Lüge und Wahrheit, ein
„seiendes Nichtsein“, eine quasi legitime Vermählung
des Satanas mit dem heiligen Geiste der Liebe. Es
war die konstitutionelle Monarchie, welche ihre Glorie
erlebt in der anglikanischen Aristokratie, einer ver-