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Ing. Gestern Mittag hat er einen Brief gekriegt, und
Nachmittags ist er die ganze Zeit in der Scheune auf der
Kammer herumgelaufen undhat mit sich selber gesprochen . .
Georg. Mit sich selber? ha ha ha, der will wohl
noch Pastor werden!
Ing. Und nach dem Abendessen, da rief er mich in
die Stube und sagte, er müsse mit mir reden.
Georg. Und da hat er denn wohl seinen Lex auf-
gesagt, den er so schön auswendig gelernt hatte?
Ing. Nein, es kam gerade Jemand, und da ist er
im Text nicht weiter gekommen.
Georg. Was kann der Brief nur bedeuten? Ent-
weder hat er einen Orden gekriegt, oder - ist er viel-
leicht zum Vogt gewählt? . . .
Ing. Wie kannst du nur so spassen! Mir bricht das
Herz, so weh ist nıir's. Weiss Gott, was der Brief uns
für Unheil bringen kann! Gutes sicher nicht!
G e org. Warte nur, so schlimm ist die Sache noch lange
nicht, mein Herz! (Streiclıelt ihr das Kinn.) Man hat doch
auch nicht gerade ein Brett vor dem Kopf! Letzten Herbst,
ehe ich nach Haus kam, bin ich einmal im Varieté-Theater
in Hamburg gewesen, und da habe ich eiıı Stück gesehen,
wo zwei junge Leute sich gern heiraten wollten; aber der
Vater gab es nicht zu. Da hättest du mal sehen sollen, was
die Alles angestellthaben, um ihn herumzukriegen! Sie haben
den alten Knurrpeter so lange an der Nase herumgezogen -
endlich war er weich wie Butter. So wollen wir das auch mit
deinemVater machen, Liebste. Ich stelle mich ganz einfach vor
ihnhin und sage: „LieberNachbar, nichts für ungut, und ob es
Euch nun freut oder ärgert- ich kann nichtıohne Eure Toch-
ter leben, und sie nicht ohne mich, wir gehören zusammen wie
Käse und Butterbrod !“ Und sagt er dann noch nein, dann . . .
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Bi't efterlukin as noch ei ales klaar wurden.